Löschmittel aus Spraydose

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Löschmittel aus Spraydose

Beitragvon Geschäftsstelle » Di 11.03.2008 12:26

Liebe Forumsteilnehmer,

heute erreichte mich von Frau D. folgende Anfrage:


> Hallo! Ich habe gestern eine Anzeige für ein Produkt namens Pyrocom gelesen und würde gerne von Ihnen wissen, was das Zeug taugt. Es scheint mir recht praktisch, da es schön klein und handlich ist. Aber hält es, was es verspricht?

Nach meiner Recherche handelt es sich um ein Löschmittel aus einer Spraydose, ein Produkt der Firma Pyrocom.

Hat jemand damit schon Erfahrungen gesammelt, wie man dieses Spray anwenden muss oder kann dieses Produkt weiterempfehlen?

Über Antworten, welche ich umgehend an Frau D. weiterleiten werde, bin ich, wie immer, sehr dankbar!

Gruß
"Geschäftsstelle"

Falk_HL
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Beitragvon Falk_HL » Di 11.03.2008 15:58

Hallo!

Schwierig ein Produkt zu beurteilen, welches man nicht selbst in den Händen hält. Jedoch scheint mir die Beschreibung sehr identisch von einem Löschspray, dass ich schon einmal testen durfte.

Als Ergebnis blieb damals festzuhalten, dass zwar die Bedienung sehr einfach und im Wesentlichen ohne Hemmschwelle möglich ist (eben eine Spraydose), der Löscherfolg jedoch eher als bescheiden beschrieben werden muss.

Für den absoluten kleinen Entstehungsbrand (z. B. Papierkorb und ähnlich, also Erstphase) könnte es funktionieren, als geübter Löschhelfer(!). Aufgrund der äußerst geringen Löschmittelmenge und der höchst zweifelhaften Ausbringungsmenge (vieeeel zu gering pro Zeiteinheit 1 Min.) und der sehr geringen Wurfweite, bin ich zu einer eher negativen Beurteilung, insbesondere zu den beschriebenen Anwendungsfällen gekommen. So sollte das Gerät für die Wohnung (Küche), den Wohnwagen, die Garage und Boote bestens geeignet sein. Zu diesem Vorteil konnte das Gerät nur durch seine handliche Größe gekommen sein, aber auf keinen Fall in Bezug seiner Fähigkeiten Entstehungsbrände erfolgreich löschen zu können. Schon deshalb nicht, da der ungeübte Anwender nicht zwingend mit der optimalen Löschtaktik vorzugehen weiß.
Den Namen Feuerlöscher darf und sollte das von mir getestete Gerät jedenfalls nicht erhalten und tragen.
Grüße FH

Brandschutz Kiel

Beitragvon Brandschutz Kiel » Di 11.03.2008 16:24

Ich gebe Falk vollkommen recht!

Für minibrände bestimmter Brandklassen sind sie wohl gut,z.B. setzt ein Fussballverein sie ein um brennende Bengalfackeln von "Fussbal-Fans" zu löschen,für mehr aber definitiv nicht!

Auch ich habe dieses problem wenn ich beim Kunden bin
und diese mir ihre Dosen zur wartung geben.

Erstens sind diese Aerosolspraydosen definitiv keine Feuerlöscher.
Es sind "Löschhilfen" welche in Löschwirkung mit einem Feuerlöscher nicht vergleichbar sind,auch wenn die Hersteller dieser Löschdosen dieses gerne anprangern mit sätzen wie z.B. löscht 4 mal länger als ein Handelsüblicher 1 Kg-Pulverlöscher....
Super!
Ein Laie sieht den (echten) Feuerlöscher nur als rotes Dingsbums und kann dann auch meistens einen Feuerlöscher von einer Löschdose kaum unterscheiden.

Meiner meinung gehören diese Dosen verboten!

Auf so manchen Löschdosen wurde auch unter anderem eine brennende Bratpfanne gezeigt (es zeigt natürlich einen Fettbrand),welche mit diesen Löschspray zu bekämpfen wär.
Ich habe selbst versuche mit diversen Löschsprays durchgeführt(Fettbrand,Weihnachtsgesteck,Toaster) und kann sagen das von 10 im Handel erhältlichen sprays 8 eine Fettexplosion ausgelöst haben.

Ich kann hier nur betonen:Aufklärung beim Kunden und in der öffentlichkeit ist alles!!!!!



PS:
Pyrocom ist soweit ich weis ein Tschechischer Hersteller.

Ich sage klar: HÄNDE WEG von diesen Dosen!

Gerrit Lamadé

Beitragvon Gerrit Lamadé » Mi 12.03.2008 14:34

Es gibt auch Spraydosen von deutschen Herstellern, die auf Fettbränden und kleinen A Bränden funktionieren.

Zulassung für 25F und 3A, dies wäre meiner Meinung nach für den normalen Hausgebrauch (Fettbrand, Entstehungsbrand) ausreichend.

Da eine Handelsübliche Friteuse im Bereich von 2-3L Fett liegt, sollten auch Hausfrauen in der Lage sein mit der Spraydose (die bis zu 25L brennendes Fett löschen kann) diese zu löschen. Auch die Einstufung 3A sollte ausreichend sein, da sich bei größeren Bränden ab 5A sowieso nur noch wenige getrauen würden den Löschangriff zu versuchen.

Brandschutz Kiel

Beitragvon Brandschutz Kiel » Do 13.03.2008 8:33

Richtig,
Einige Hersteller haben reagiert nachdem sie dazu aufgefordert wurden auf deren Spraydosen den Hinweiss "Für Fettrände nicht geeignet" aufzudrucken.
Es gibt aber auch Spraydosen die in der Lage sind Fettbrände zu bekämpfen-meine erste Antwort hier zum Thema bitte genau Lesen.

Da ich von diesen Dosen trotzdem nicht zu begeistern war,würde ich diese schon garnicht im Haushalt empfehlen.
Sie sind übrigens nicht zu Warten-also Einwegartikel.
Ich habe mal einen Testbericht gesehen da wurden u.a ein Fettbrand, eine Couch und ein Weihnachtsbaum mit einer Löschdose, einem Wasserfeuerlöscher und einem Fettbrandlöscher gelöscht.
wie die Dose den test abgeschnitten hat brauche ich wohl nicht zu erläutern das könnt ihr euch selber mal anschauen.
Ich schaue mal wo ich diesen Test gefunden habe,stelle dann den Link hier ein.

Brandschutz Kiel

Beitragvon Brandschutz Kiel » Do 13.03.2008 8:35

geht auf youtube.com und dann unter Meterin Testbericht (ARD Ratgeber)

Gerrit Lamadé

Beitragvon Gerrit Lamadé » Do 13.03.2008 10:43

Ich wollte mit meiner Antwort nicht ausdrücken, dass die Spraydose den Feuerlöscher im Haus ersetzt. Aber ich denke für den Küchenbereich ist eine Spraydose für Fettbrände sinnvoll, da sie relativ wenig Platz einnimmt und schnell und einfach zu bedienen ist, bei A- Bränden ist es aber immer sicherer zum normalen Feuerlöscher zu greifen. Außerdem denke ich ist es nicht nötig einen 3L oder gar 6 L Fettbrandlöscher in der Küche zu haben die bis zu 40L bzw 100L brennendes Fett löschen können.

Die Fettbrandlöscher wurden nicht für die A-Brände entwickelt, da sie aber auf Wasserbasis sind kann man damit auch kleine Brände im A-Bereich löschen. Im Allgemeinen denke ich, dass die wenigsten Leute einen Weihnachtsbaum oder eine Couch in ihrer Küche haben und sich die Brandlast auch sonst noch in Grenzen hält Aus diesem Grund denke ich, dass die Spraydose für die Küche genügt. Für den übrigen Wohnbereich ist die Löschmittelmenge und die Ausstoßrate allerdings zu gering um sinnvoll eingesetzt zu werden. Hier sollte ein Feuerlöscher zur Verfügung stehen egal ob Schaum-, Wasser- oder Pulverlöscher.

Spraydosen, die Schaummittel wie MB, Protein oder AFFF Schäume erhalten sind meiner Ansicht nach aus Gründen der geringen Löschmittelmenge, der geringen Wurfweite und der geringen Ausstoßrate sinnlos.

Was die Tatsache angeht, dass die Spraydosen Einmalartikel sind möchte ich noch sagen, dass die Fettbrandmittel sehr stark korrosiv wirken und aus diesem Grund auch normale Feuerlöscher einem sehr starken Verschleiß unterliegen und deshalb auch nicht beliebig oft befüllt werden können. Gerade wenn die Feuerlöscher Messingbestandteile haben. Diese Verbindung zwischen Fettbrandlöschmittel und Messing führt mit der Zeit zu Spannungsrisskorrosion.

Brandschutz Kiel

Beitragvon Brandschutz Kiel » Do 13.03.2008 13:06

Nein nein,das war auch nicht von meiner Seite böse gemeint oder dergleichen.....

Ich gehe ja davon aus das der Laie der Kunde wer auch immer keine ahnung von diesen Dosen hat...er kauft seine Feuerlöscher ja auch beim Baumarkt oder dem Discounter weil billig ach ja...nehm ich mal mit...

Von der Menge her ist es richtig das die Dose für einen Fettbrand ausreicht.

Da ich allerdings mich nicht nur auf die Küche beschränke sondern den gesammten Haushalt,empfehle ich z.B. für ein Haushalt mit Gasanschluss einen 4 oder 6 Kg Pulverlöscher und dazu einen Schaum/Fettbrandlöscher (Meterin) mit wenigstens 3 Litern auf jeder Etage.
Was der Kunde im endeffekt kauft ist seine Sache,ist ja auch eine Geldfrage.

3 Liter sind für einen Haushalt völlig ausreichend,3 Liter deshalb weil Frauen oder auch Kinder/älterer Menschen ein 3 Liter gerät auf grund des niedrigeren Gewichtes handhaben können.

Da Fettbrandlöschmittel oft nichts anderes als eine art Flüssigseife ist,ist es durchaus möglich das es zu Korrosionen an Metallteilen führen kann(aber dafür gibt es ja den "Feuerlöscher-Prüfer" damit solche schäden rechtzeitig erkannt werden und das Gerät entsprechend behandelt wird).

Viele Feuerlöscher haben entsprechende Innenbeschichtungen oder Armaturen aus Kunststoff,was der Zahn der Zeit aber bei solchen Geräten mit sich bringt bleibt abzuwarten.

Gerrit Lamadé

Beitragvon Gerrit Lamadé » Do 13.03.2008 13:56

Nur noch eine kleine Anmerkung, das Fettbrandmittel ist keine Seife im eigentlichen Sinn sondern eine Lösung eines organischen Kaliumsalzes.

Beim Löschen mit dem Fettbrandmittel reagiert das Fett mit dem Kaliumsalz unter Einwirkung der Hitze, es kommt an der Oberfläche zu einer Verseifungsreaktion, die entstehende Kernseife an der Fettoberfläche löscht dann das Feuer.

Ich selbst habe zu Hause eine Spraydose eines deutschen Herstellers für den Fettbrand und daneben noch zwei 6 kg ABC-Pulverlöscher für alles Andere.

Aber ich bin ja schließlich auch kein Laie, da ich wöchentlich in meiner Tätigkeit in der Forschung und Entwicklung von Feuerlöschmitteln auch ständig Fettbrände sowie A und B- Brände lösche, deshalb kann ich sagen, dass ich mit diesen Spraydosen gute Erfahrung gemacht habe und bei den Löschversuchen am kleinen Fettbrandobjekt (3L) habe ich immer eine Spraydose dabei stehen, falls ein Versuch in die Hose geht.

:supi:

Brandschutz Kiel

Beitragvon Brandschutz Kiel » Do 13.03.2008 14:20

Mag sein ich bin kein Chemiker,jeder Hersteller benutz andere Mittel....
Ist aber auch mal interessanz zu hören was da so alles drinne ist

Als Laie meine ich die Damen und Herren welche auch hier im Forum sind weil sie sich entsprechend informieren wollen.

Es ist schon klar das Sie oder ein Feuerwehrmann einen Feuerlöscher von einer Dose unterscheiden können,aber Oma Gertrud oder Mutter Beimer bestimmt nicht.

Es ist auch sicherlich besser eine Dose als garnichts im Haus zu haben,
nur muss dann auch eine entsprechende aufklärung über solche Dosen beim Volk betrieben werden.

Geschäftsstelle
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Beitragvon Geschäftsstelle » Di 18.03.2008 12:44

Liebe Forumsteilnehmer,

ich möchte mich für den regen Informationsaustausch ganz herzlich bedanken! :supi:

Frau D. hat selbst ins Forum geschaut und Ihre Beiträge gelesen. Sie hat sich bei mir per Email bedankt.

Liebe Grüße aus Hamburg!

"Geschäftsstelle"