Rettungs und Evakuierungskonzept

Brandschutzordnung -Konzept/ BVS, Instandhaltung, Ersatzmaßnahmen, Flucht- u. Rettungspläne, Umsetzung von Richtlinien, Gesetzgebungen usw.
Grisu83

Rettungs und Evakuierungskonzept

Beitragvon Grisu83 » Mi 29.06.2005 15:40

Hallo,

ich bin derzeit als Praktikant mit dabei am Erstellen eines Rettungs und Evakuierungskonzept für einen Gebäudekomplex mit 4 Etagen (incl. Kellergeschoss) Hierzu muss ich das Konzept einmal auf Plänen anhand von Fluchtplänen erstellen, aber auch in Schriftform

Darum wollte ich nachfragen, ob hier jemand Mustervorlagen hat, mit denen man arbeiten kann, bzw sich davon Ideen holen kann

Mit Freundlichen Grüßen

Phillip :)
Zuletzt geändert von Grisu83 am Do 30.06.2005 15:22, insgesamt 1-mal geändert.

ibkoeppen

Beitragvon ibkoeppen » Do 30.06.2005 11:17

Hallo, Philip -

Was ist es denn für ein 4-Geschosser: Wohnhaus? Seniorenheim? Schule? Chemiebetrieb? Gefängnis?

Selbst die Experten tun sich schwer, Evakuierungen zu konzipieren. Flucht-und Rettungspläne zeichnen, hat ja noch einen Sinn (wenn auch nur den, daß die sich ein Verantwortlicher mal in Ruhe anschauen kann).

Ansonsten werden Evakuierungskonzepte eher durch praktisches Probieren ermittelt (Probealarm Schule; Feuerwehr Probeevakuierung Altenheim).

Vielleicht sehe ich es auch etwas zu kompliziert. Aber "Vorlagen" wird es hier nicht geben. Das Konzept, wenn man es schon vorher so genau festlegen will, wird man doch eher mit Gebäudebetreiber und Feuerwehr abstimmen...bei schwierigen Objekten/Nutzungen (wo ganz viel Geld da ist) vielleicht auch eine Rechnersimulation an einer Hochschule in Auftrag geben, evtl....

Was sagen die Kollegen?

M. Koeppen
Brandschutzfachplaner / -sachverständiger

Grisu83

Beitragvon Grisu83 » Do 30.06.2005 12:42

Bei dem Gebäude handelt es sich um ein 4 geschössiges Verwaltungsgebäude mit ca. 250 Mitarbeitern (also kein Gefängnis)

Meine Anfrage war nicht, dass ich ein fertiges Konzept suche, sondern eher Ideen, wie man dieses umsetzen kann. (Aufbau, zu beachtende Punkte usw.)

Ziel soll sein, dieses Konzept dann mit der Feuerwehr abzustimmen und daraufhin auch eine Räumungsübung veranstalten, um dieses Konzept in erfolgreich die Tat umzusetzen. Darum suche ich Beispiele und Anregungen wie so was auszuschauen hat.

Auf eine Antwort würd ich mich freuen

gruß Phillip

Foxier

auch Interesse

Beitragvon Foxier » Sa 02.07.2005 22:15

auch ich muß so was ähnliches machen; hätte an Ideen, Konzepten, etc. auch Interesse

Grisu83

Beitragvon Grisu83 » Mo 04.07.2005 8:51

dann bin ich schon mal nicht der einzige hier im Forum... :grins:

Holger

Beitragvon Holger » Do 21.07.2005 13:48

Hallo, ich habe z.Zt. das selbe Projekt und würde mich über Mustervorlagen usw. freuen.

Danke.

Holger.

Falk_HL
Beiträge: 281
Registriert: Mo 16.06.2003 14:55

Beitragvon Falk_HL » Do 21.07.2005 14:44

Hallo!

Nach meiner Überzeugung sind folgende Rahmenbedingungen erforderlich (darf gern ergänzt werden):

4 geschössiges Verwaltungsgebäude mit ca. 250 Mitarbeitern

1. Definition des Sammelplatzes:
hier könnten weitere Fragen auftauchen, wie: muss eine Straße überquert werden, wer sichert ab? Beachtung der Wettereinflüsse usw.

2. Benennung verantwortlicher Personen (Evakuierungshelfer); optimal mind. einer pro Etage zzgl. eines Vertreters. (der Einsatz von Warnwesten, die griffbereit sein müssen finde ich zwingend, siehe 4a).

3. Wie wird die Anwesenheit der Beschäftigten festgestellt? (Thema Urlaub, Krankheit, Dienstreise)

4. Benennung einer verantwortl. Person am Sammelplatz

4a) Gibt es eine "mobile Einsatztruppe", wenn ja, dann dafür Sorge tragen, dass eine vernünftige Ausrüstung vorhanden ist. Wo treffen sich diese (z. B. an einer BMZ). Ganz wichtig sind auch Kommunikationsmittel und Warnwesten , so dass für für die Beschäftigten sofort erkennbar ist, wer der richtige Ansprechpartner ist. Achtung: bei Funkgeräten sollte eine gewisse Kommunikationsregel aufgestellt werden, sonst gibt es im Ernstfall ein heilloses Durcheinander.

5. Regelung des Umganges mit Fremdfirmen, Dienstleistern im Gebäude oder des Anlieferbetriebs.

6. Information der Beschäftigten --> Verhaltensregeln; Flucht- u- Rettungswege; Ersthelfer , wer nimmt Behinderte oder Verletzte mit...

7. Gibt es eine Alarmierungsmöglichkeit (Akustik), wenn ja muss vor einer Übung per Probealarm jedem Mitarbeiter der Warnton bekannt gemacht werden!

8. Die Evakuierungshelfer melden dem Verantwortlichen auf dem Sammelplatz die Räumung der Etage xy.. war erfolgreich oder nicht erfolgreich. D. h. der Evakuierungshelfer verlässt nach Möglichkeit als letzter die Etage und kontrolliert die Räume der Etage. Wichtig Türen wieder schließen! Die Meldungen sollten dokumentiert werden.

9. Die Beschäftigten (auf dem Sammelplatz) sollten stets über die Ereignisse informiert werden, d. h. die Kenntnislage des Schadenereignisses weitergeben, das schafft Verständnis und läßt selten Unruhe aufkommen.

10. Bei der ersten Übung die Zeit festhalten, wie lange man braucht für die Räumung, welche Ausgänge benutz worden sind und der Gesamteindruck...

11. Die Übung rechtzeitig ankündigen.


Das erstmal in Kürze, evtl. ergänze ich hier noch...
Grüße FH

A.Franke

Definition Evakuierungshelfer

Beitragvon A.Franke » Fr 19.08.2005 11:22

Hallo,

ein interessantes Thema zu dem es auch verschiedene Bücher gibt.
Das ist aber nicht mein Statement. Im Gegenteil, in einer Diskussion mit unseren Führungskräften war die Frage, ob überhaupt Evakuierungskräfte benötigt werden bzw. die typische Frage wo steht das? Tja und da waren Sie wieder meine Problem.

Im ArSchG §10 (2) steht zunächst das der AG Beschäftigte zu benennen hat, die Aufgaben der EH, Brandbekämpfung und Evakuierung der Beschäftigten übernehmen. Anzahl, .... müssen in einem angemessenen Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten ..... stehen.

Wo steht das im Brandschutz - Selbsthilfekräfte, Interventionskräfte, Etagenbeauftragte, Evakuierungshelfer - einzusetzen sind? Und wie ist die Definition der Begriffe?

Steve

Beitragvon Steve » Fr 18.08.2006 14:34

Es gibt nicht viel, da ich auch gerade auf der Suche nach einigermassen konkreten Vorgaben bin.
Einen Hinweis kann ich noch geben, im §24 UVV BGV A1 steht was, leider wieder sehr schwammig.

Ich denke wichtiger ist 1.gesunder Menschenverstand und 2. Kreativität

J Bruehl

Beitragvon J Bruehl » Mi 20.09.2006 17:24

Es gibt, zumindest meines Wissens nach, nur die beiden Quellen (ArbSchG und BGV A1), die Brandschutz- und Evakuierungshelfer fordern.
Da sich die ganze Diskussion jedoch um ein gewerbliches Objekt dreht, sind das ArbSchG und die BGV A1 bindend. Wozu also noch eine weitere Stelle im Brandschutzrecht?

Zur Info:

Es gibt einiges an Literatur, die sich mit der räumung und Evakuierung von speziellen Gebäuden befasst.
Zu Krankenhäusern gibt es eine Unzahl an Veröffentlichungen.
z.B. :
Wolf, Torsten:
Modellierung von Räumungen in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen / Torsten Wolf
[MAB|Serie]
Köln : VdS-Schadenverhütung-Verl., 2001. - 150 S. : graph. Darst.
(Wuppertaler Berichte zum Brand- und Explosionsschutz ; 2) Zugl.: Wuppertal, Univ., Diss., 2001 . - ISBN 3-936050-01-5

Düh, Gerhard:
Untersuchungen über die Verlegungszeiten von nicht-gehfähigen Patienten zur Begrenzung der Größe von Brand- und Rauchabschnitten in Krankenhäusern / vorgelegt von Gerhard Düh. - 2001. - XIII, 138 S. : Ill., graph. Darst. [MAB]
Wuppertal, Univ., Diss., 2001

Weiterhin sind hier zahlreiche Untersuchungen in verbindung mit der Räumung spezieller Einrichtungen wie z.B. Justizvollzugsanstalten und Gerichten durchgeführt worden.
Nähes Infos sind über die Uni Wuppertal, Fachbereich Sicherheitstechnik - Brand- und Explosionsschutz, Methoden der Sicherheitstechnik sicherlich erhältlich.

Linse

Beitragvon Linse » Mo 15.10.2007 15:55

Hallo Herr Bruehl, hallo an den Rest des Forums!

Erst einmal auch von meiner Seite ein Danke für den Hinweis auf die Uni Wuppertal - die hätt ich da doch glatt übersehen! :kugel:

Nun aber auch zu meinem Fall: In nächster Zeit werde ich im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit ein Evakuierungskonzept für eine bestehende Anlage entwickeln dürfen.
Da es für derartige Bauten unter Garantie keine vorgefertigten Konzepte gibt, plane ich, mir aus gängigen Vorlagen/Konzepten/Vorschriften das am besten passende rauszupicken und dann in einen Topf zu werfen, umzurühren, mit bisschen ingenieurtechnischem Wissen abzustimmen und zu würzen und dann vorzulegen.
Rechtsfragen gibt es in diesem Fall nicht, da der Errichter vom Gesetzgeber persönlich so eine Art "Freibrief" hat.

Ergo: Ich bin relativ frei in der Literatur, an der ich mich dabei orientiere - so ich denn dazu etwas finden würde!
Das einzige, worauf ich bei meinen Recherchen bisher gestoßen bin, ist eine niederländische Normenreihe "NTA 8112 - Guidelines for an evacuation scheme", in die ich aber bisher noch nicht Einblick nehmen konnte, weil nicht vorliegend in unserer Normenauslegestelle an der Universität.

Meine Frage: Kann mir jemand vielleicht noch Literatur/Normen/Vorschriften zu Evakuierungskonzepten nennen, an denen ich mich orientieren könnte?
Einzige Barriere für internationale Dinge sind die Sprachen Englisch und Französisch (falls der Vatikan was hätte, käme ich auch noch mit Latein durch), rechtlich gibts keine Sorge bezüglich Anwendbarkeit, weil nicht vorgeschrieben und sowieso nur orientierend genutzt.
Erleichternder Punkt für die Anlage: Bis auf eventuelle Verletzte aufgrund eines Ereignisses müssen keine Leute raus, die nicht eine gewisse Gesundheit mitbringen...
Verkomplizierender Punkt: Ansonsten dürften so ziemlich alle Risiken drinstecken, die man sich denken kann, von Kampfstoffen und Infektionserregern mal abgesehen. Entsprechend sind auch alle Hinweise zu jeglichen Anlagenarten willkommen!

Wolf R.

Beitragvon Wolf R. » Mo 15.10.2007 18:13

Hallo Linse,

evtl. "Praxiswissen Brandschutz" von Dr. Klaus Müller mit vielen Grundlagen incl. Berechnung zur Evakuierung.

Gruß Wolfgang