FM200 als Löschmittel in Rechenzentren

Gefahrenmeldeanlagen, Löschanlagen, RWA, Feuerlöscher, Hydranten, FSA etc.
Gast

FM200 als Löschmittel in Rechenzentren

Beitragvon Gast » Di 15.07.2003 1:00

Hallo,

hat jemand u.U. bereits Erfahrugen mit dem Löschmittel FM200 als direkten Nachfolger von Halon und wie ist dies im Einsatz bei Rechenzentren zu beurteilen. Ist dieses Löschmittel besser geeignet als z.B. Inergen oder Argon?

Danke, auch für alle kritischen Anmerkungen.

Thomas Scheid

Gesendet von Thomas Scheid 27.03.2001 13:40:16

Gast

Beitragvon Gast » Di 15.07.2003 1:00

Hallo Herr Schäffer,

herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Haben Sie u.U. argumentationsunterstützende Hilfen zu "Lieber FM200 als Inergen oder Argon".

Danke

Thomas Scheid

Gesendet von Thomas Scheid 28.03.2001 10:59:28

BBS

Beitragvon BBS » Di 15.07.2003 1:00

Hallo Herr Scheid,

zum Thema FM 200 einige Anmerkungen von meiner Seite. FM 200 oder C3HF7 setzt nach Angaben einer Vertreiberfirma dieses Produktes HF (Flußsäure!!!) frei. Zum Einen ist HF ein T+ Stoff (sehr giftig) zum Anderen ist HF ein Stoff, der zum ätzen in der Halbleiterindustrie verwendet wird.
Daraus resultieren 1. Probleme beim Personenschutz und 2. wird wohl gerade beim Einsatz im Rechenzentrum ein Brandschadensanierer weniger Chancen haben, wenn die Serverbauteile vorher noch mal mit HF beaufschlagt wurden. Ich denke für diesen Fall sind andere Löschgase (N2, Inergen, Argonit,CO2) besser geeignet. C3HF7 hat zudem gerade mal ein Kohlenstoffatom mehr, als die gängigen verbotenen Halone. Ansonsten ist FM 200 ja auch ein fluorierter Kohlenwasserstoff. Evtl. ist es damit nur eine Frage der Zeit, bis FM 200 auch der Halonverbotsverordnung unterliegt. Diese Themen werden derzeit von Vertreibern von FM 200 sehr zurückhaltend behandelt....

Für meinen Teil heißt das, FM nur dort einsetzen, wo es unvermeidbar ist. Im Rechenzentrum ist es vermeidbar.

Gruß Gunnar Lahmann

Gesendet von lahmann,gunnar 04.04.2001 10:06:49

BBS

Beitragvon BBS » Di 15.07.2003 1:00

Hallo Herr Lahmann,

das ist ja schon richtig: Bei der thermischen Zersetzung müßte u. a. a. HF entsehen. Auf dieser thermischen Zersetzungund und dem Freisetzen von Halogenradikalen beruht aber (wie beim Halon und dem oft geschmähten PVC) ein großer Teil der Löschwirkung. Abhängig vom der Zusammensetzung des
Brandgutes wird ein schätzungsweise kleiner Teil dieser Radikalen als HF "enden". Andererseits entsteht um so weniger, je früher der Brand duch das Mittel gelöscht werden kann. Entsprechend weniger ebenfalls giftige, ätzende, auf jeden Fall korrosive (hundsgewöhnliche) verbrennungsrückstände entstehen. Das ganze ist eine Abwägung, die im Einzelfall getroffen werden muß. Ist damit zu rechnen, daß sich in einem Raum Leute befinden, kann ich CO2 eben erst einblasen, wenn die d`rausen sind. (Der Tower eines Flughafens ist ein extremes Beispiel, das das Problem illustriert.)

Grüße G. Mauser

Gesendet von Gernot Mauser 05.04.2001 14:11:18

Schaeffer

Beitragvon Schaeffer » Di 15.07.2003 1:00

Moin Herr Scheid,

im "S+S Report" des VdS, Ausgabe Februar 01 wird auf insgesamt 7 DIN A4-Seiten!!! über das Thema FM200 geschrieben. Unter anderem wird auf Tierversuche hingewiesen, die gezeigt haben, dass selbst eine Konzentration von 80 Vol% FM200 keinerlei Schäden bewirkt haben. Heptafluorpropan (C3HF7)= FM200 Löschwirkung beruht vor allem darauf, dass bei Temperaturen über 200°C das Molekül thermisch zersetzt und sich in der Reaktionszone des Feuers CO2-Fluorwasserstoff bilden - es resutiert in der Flammenzone eine Verdrängung des Luftsauerstoffes, womit die Reaktionszone an Sauerstoff verarmt und die Flamme erlischt. Sollten Sie weitere Informationen benötigen,mailen Sie mir.

Gruss: Peter Schäffer

Gesendet von Peter Schäffer 28.03.2001 10:42:46

Koch

Beitragvon Koch » Di 15.07.2003 1:00

Meines Wissens nach ist bei FM 200 Löschanlagen, die mit normaler Löschmittelkonzentration ausgelegt sind, keine Druckentlastung erforderlich. Dies kann zu hohem Einsparpotential führen, sollte es sich bei dem Löschbereich um einen innen liegenden Raum handeln dessen Überdruck
beim Löschvorgang mit bisherigen Löschgasen nicht ohne weiteres ins freie abgeleitet werden kann.

A. Koch

Gesendet von Andreas Koch 28.03.2001 14:35:57

Schaeffer

Beitragvon Schaeffer » Di 15.07.2003 1:00

Hallo, Herr Koch,

mir liegen Unterlagen eines Herstellers vor. Ist es so, dass aus diesem Grund (Wegfall der Druckentlastung) der Umwälzlüfter im unteren Drittel des Server-Schrankes nötig wird?

Gruss: Peter Schäffer

Gesendet von Peter Schäffer 28.03.2001 16:55:31

Koch

Beitragvon Koch » Di 15.07.2003 1:00

Die Druckentlastung hat normalerweise die Aufgabe den Überdruck im Raum abzubauen, da die herkömmlichen Inertgaslöschanlagen nach dem Verdrängungsprinzip arbeiten. Durch dieses Löschprinzip wird sichergestellt das dem Feuer kein Sauerstoff zur Verbrennung zur Verfügung steht. Bei FM 200 Löschanlagen erfolgt die Löschung jedoch nach einem chemischen Prinzip das ein Kollege in diesem Forum schon näher erläutert hat. Zur erfolgreichen Löschung muß hierbei jedoch die Zuführung des Löschmediums an den Brandherd sichergestellt werden. Bei geschlossenen Serverschränken kann dies jedoch problematisch werden, da FM 200 nur gleichmäßig verteilt in den
Raum eingebracht wird, sich jedoch nicht eigenständig in teilweise abgeschlossene Räume (Serverschrank) verteilt. Dies kann der Grund für den vom Löschanlagenhersteller geforderten Umwälzlüfter sein. Dieser garantiert die Einbringung des im Raum vorhandenen Löschmittels in den Serverschrank.

A. Koch

Gesendet von Andreas Koch 28.03.2001 17:22:17

BBS

Beitragvon BBS » Di 15.07.2003 1:00

Kann mir bitte jemand Infomaterial zukommen lassen???? Oder mir sagen wo ich das im Internet finde zu FM 200.

Gesendet von Dirk Vossen 12.09.2001 21:30:01

BBS

Beitragvon BBS » Di 15.07.2003 1:00

Guten Tag zusammen,

in unserer Firma stehen wir gerade vor dem Neubau eines Rechenzentrums und haben uns für eine reine Stickstofflöschanlage entschieden. FM 200 ist zwar als Ersatz für Halon auf den Markt gebracht worden, nur ist es bei der letzten Umweltkonferenz in Japan auf die Bedenklichkeitsliste gesetzt
wurden (laut Firma Wagner). Ich habe keine Ahnung warum, da ja alle Hersteller mit der Unbedenklichkeit werben, aber sogar die Fa. Wagner, die FM 200 Löschanlagen anbieten haben uns darauf hingewiesen. Um nun später nicht teure Umrüstkosten zu haben, entschieden wir uns für Stickstoff, welcher ja in unserer Umwelt zur genüge vorhanden ist. Stickstoff sollte man also nicht verbieten können.

Wir wollen aber für stand alone Datenschränke ein System von Securiton (SecuryLösch) verwenden,welches als 19 Zoll Einschübe in die Datenschränke direkt eingesetz werden kann (auch nachträglich) und eine kleine FM 200 Kartusche beinhalten.

Außerdem werden wir für unser neues vollautomatisches Lager eine Oxyreduct Anlage von Wagner einbauen, bei der das Lager ständig bei einem Sauerstoffgehalt von ca. 13% betrieben wird. Durch eine Ständige Stickstoff Einleitung in das Lager wird dieser Sauerstoffgehalt gewährleistet.

Lutz Abraham

Gesendet von Lutz Abraham 29.03.2001 16:21:04

Koch

Beitragvon Koch » Di 15.07.2003 1:00

Konnten Sie mir nähere Angaben über die tatsächlichen Betriebskosten von einem Oxyreduct System geben, da die Angaben des Herstellers mir gegenüber eher dürftig und zweifelhaft waren

Gesendet von Andreas Koch 29.03.2001 17:22:55

BBS

Beitragvon BBS » Di 15.07.2003 1:00

Hallo Herr Koch,

zum Thema der Folgekosten haben wir uns auch mit dem Hersteller noch nicht auf einer klaren Linie getroffen. Da wir, wie geschrieben, in der Planungsphase sind und wir auch soweit froh sind, dass die örtliche Feuerwehr keine Sprinklerung fordert habe wir uns über dieses Thema auch noch nicht so den Kopf zerbrochen. Klar ist aber, das sich die Kosten zusammen (Anschaffung, Einbau, Wartung) weit unter denen einer Sprinkleranlage belaufen. Da wir ein Textilhersteller sind, wäre es für unsere Stoffe tödlich, wenn sie durch Rauch- oder Wasserschaden beschädigt und damit unbrauchbar
gemacht werden. Durch die Dauerinertisierung entsteht erst gar keine Flamme und wir haben für unsere Verhältnisse den besten Schutz. Zum Thema Folgekosten werde ich mich aber in den nächsten Tage mal mit dem Hersteller kurzschließen.

Lutz Abraham

Gesendet von Lutz Abraham 30.03.2001 14:39:42

Schaeffer

Beitragvon Schaeffer » Di 15.07.2003 1:00

Hallo Herr Scheid,

"In Deutschland sind derzeit neben CO2 die Inertgase Stickstoff, Argon und Inergen (eine Mischung aus den vorgenannten natürlichen Gasen) FM 200 als einziges synthetisches Gas für die Verwendung in stationären Löschanlagen zugelassen. Welchem Gas der Anwender den Vorzug geben sollte, hängt sehr
stark von den individuellen Voraussetzungen beim zu schützenden Bereich ab.

Für den Schutz nicht umhüllter Einrichtungen eignet sich jedoch nach wie vor nur CO2." (Quelle: VdS)Herr Scheid, als Argument ist vielleicht noch der Preis einer FM200-Löschanlage zu erwähnen, der komplett bei ca.9.500 DM liegt und keine Verzögerungszeit erfordert. Damit fallen natürlich auch die gelben Druckknopfmelder zum Unterbrechen des "Count down" weg.

Gruss: Peter Schäffer

Gesendet von Peter Schäffer 28.03.2001 11:36:09

BBS

Beitragvon BBS » Di 15.07.2003 1:00

Sehr geehrter Hr. Schäffer,

ich habe mit Interesse Ihren Beitrag gelesen, dennoch wirft Ihr Text einige Fragen auf.
Wie kommen Sie auf den Preis von komplett ca. 9.500DM für eine FM 200 Löschanlage?

Was beinhaltet der Preis?

Sie kennen doch die Raumverhältnisse nicht, somit auch nicht die Flaschenanzahl usw. Habe Sie bedacht was das Kilo FM 200 kostet, im Vergleich zu Argon? Was meinen Sie mit Verzögerungszeit?

Danke

Pellegrino

Gesendet von Pellegrino Tina 02.05.2001 08:23:53