Wie die Wohnung vor "Kabelbränden" schützen?

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vitopetre

Wie die Wohnung vor "Kabelbränden" schützen?

Beitragvon vitopetre » Mi 22.03.2017 11:21

Hallo,

ihr kennt das bestimmt. In fast jedem Haushalt hängt an jeder Unterputzsteckdose erst mal (mindestens) eine Mehrfachsteckdose und dann an dieser so viele Geräte, wie möglich...

Nachdem es aber vor kurzem bei einer meiner Nachbarinnen zu einem Wohnungsbrand kam, weil ein "Handy-Ladekabel" in ihrer Abwesenheit erst überhitzte und dann brannte, möchte ich meine Wohnung vor solchen Brandrisiken besser schützen!

Leider habe ich dazu sehr viele Fragen und hoffe, dass ich euch (liebe "Forums-Weise") damit nicht allzu sehr nerve (ich verlange von niemandem, dass sie bzw. er mir auf alle Detailfragen antwortet).


1. Ich habe gerade einen Bericht der Sendung "Marktcheck" über das Brandrisiko durch Mehrfachsteckdosen gesehen, wodurch sich mir mehrere Fragen stellen:

1.1. Besteht durch Steckdosen in der Wand wirklich überhaupt keine Brandgefahr?
Wenn ja, warum nicht?
Wenn nein, wie kann man sich denn davor schützen?

1. 2. Wenn sich das Brandrisiko dadurch erhöht, dass man Mehrfachsteckdosen (z. B. unter dem Bett oder in einer Nische zwischen Wand und Schreibtisch) "versteckt", weil sich dann die Wärme stärker anstauen könnte - wie ist das denn, wenn ich eine Mehrfachsteckdose an die Wand schraube?
Staut sich dann die Wärme nicht zwischen Wand und Steckdose?
Könnte dadurch nicht die Tapete zu brennen anfangen?

1. 3. Wäre es sinnvoll bzw. notwendig, sämtliche Mehrfachsteckdosen in meiner Wohnung durch neue zu ersetzen, die mit Überspannungsschutz ausgestattet sind und statt 3500W 4000W aushalten?


2. Um in meinem Haushalt das Brandrisiko in meiner Abwesenheit zu verringern (ich hoffe, dass meine Rauchmelder mich frühzeitig warnen, so lange ich zu Hause bin), habe ich nun fast alle Unterputzsteckdosen mit jeweils einer Funksteckdose ausgestattet, so dass ich mit einem Knopfdruck sämtliche Geräte (bis auf den Kühlschrank) ausschalten kann, wenn ich die Wohnung verlasse.
Ist das eine gute Absicherung oder habe ich durch diese "Zwischenschaltung" die Feuergefahr sogar erhöht, weil auch diese Funksteckdosen (der Marke ETEKCITY - jeweils abgesichert bis 2300W) selbst überhitzen können, während sie abgeschaltet sind?


3. Was mache ich, wenn ich in einer Mietwohnung lebe, in der fast alle "Energiefresser" (Spülmaschine, Waschmaschine, Trockner, Mikrowelle mit Umluft- & Grillfunktion, Wasserkocher & Kaffeemaschine) nur in der Küche Platz haben?

3. 1. Muss man dann immer ausrechnen wie viele Geräte man gleichzeitig laufen lassen kann und dementsprechend die einzelnen Geräte ausstecken, so lange man Sie nicht benutzt, um eine Überhitzung zu vermeiden? (Es passiert mir jedes Jahr ein paar Mal, dass ich vergesse, dass ich nicht zu viele "Energiefresser" gleichzeitig laufen lassen darf, so dass dann der FI-Schalter kippt, weil z. B. gerade Waschmaschine, Spülmaschine und der Wasserkocher gemeinsam in Betrieb waren.)

3. 2. Oder sollte man sich vom Elektriker zusätzliche Steckdosen (mit eigenem FI-Schalter) installieren lassen?
(Wäre es vielleicht möglich einen solchen Umbau aus "Sicherheitsgründen" von meinem Vermieter zumindest Anteilig mittragen zu lassen? - Der Brand bei meiner Nachbarin (zwei Stockwerke über mir), müsste ihn doch eigentlich davon überzeugen, dass es sich hier um eine sinnvolle Schutzmaßnahme handelt...)


4. Mach ich mir ein bisschen "Sorgen" um mein Arbeitszimmer, in dem Computer, Monitor, Lautsprecher, Router, Telefon, Drucker, etc. alle an einem Wust von Mehrfachsteckdosen hängen...
Denn hier variiert der Stromverbrauch sehr stark (meistens dürfte die Stromlast hier (im Vergleich zu meiner Küche) nicht allzu hoch sein, aber wenn doch mal eine arbeitsintensivere Aufgabe zu bewältigen ist (z. B: Videobearbeitung) kann so ein Prozessor schon mal "heiß laufen" und auch hier sollte dann trotzdem nicht die Mehrfachsteckdose überhitzen!


Gut - ich glaub, dass waren jetzt erst mal die "wichtigsten" Fragen!
Ich freue mich über jede (hilfreiche) Antwort und sag schon mal Danke an Euch!

Gruß
............ vito

clammer
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Re: Wie die Wohnung vor "Kabelbränden" schützen?

Beitragvon clammer » Mi 22.03.2017 17:29

Guten Tag,

das "Brandrisiko" bei Mehrfachsteckdosen wird vor allem durch zwei Faktoren bedingt: Zum einen durch Überlast und zum andern durch (fehlerhafte) Kontakte.

Überlast entsteht immer dann, wenn die Anschlussleistung der an die Mehrfachsteckdosenleiste angeschlossenen Geräte höher ist als die Nennleistung der Steckdosenleiste und/oder die Anschlussleistung der an die Mehrfachsteckdosenleiste angeschlossenen Geräte höher ist als die der Steckdose, in der die Mehrfachsteckdosenleiste eingesteckt wurde.
Ein Hinweis auf hohe Leistungen bietet oft ein Blick in die Bedienungsanleitung der Geräte; wenn dort zum Beispiel was von eigenem Stromkreis etc. steht.

Ist die Elektroinstallation im Haus (in der Wohnung) fachtechnisch in Ordnung, so können Sie in der Regel jedes Gerät bedenkenlos anschließen (siehe oben, "Bedienungsanleitung"). Nur bei hohen Leistungsaufnahmen könnte es in Altbauten Probleme geben.

Ursachen für fehlerhafte Kontakte gibt es mehrere; dazu gehören nicht richtig eingesteckte Stecker, defekte Stecker, nicht richtig angeschlossene Steckdosen oder auch fehlerhafte Mehrfachsteckdosenleisten.

Gegen die vorgenannten Aspekte nützt ein Überspannungsschutz nichts; dieser hilf nur gegen hohe Spannungen aus dem Stromnetz (zum Beispiel durch Blitzeinschlag). Bei Überspannung durch die angeschlossenen Geräte eines Stromkreises schützt dann der Leitungsschutzschalter oder die Schmelzsicherung. Eine wirksamere Absicherung bieten Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen; diese werden in die Elektroverteilung eingebaut und sind bei Neubauten für bestimmte Räume Pflicht (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtung).

Ein Austausch der Mehrfachsteckdosenleisten gegen solche mit höherer Nennleistung ist nur dann sinnvoll, wenn diese Leistung auch von der Steckdose, an der die Mehrfachsteckdosenleiste eingesteckt werden soll, zur Verfügung gestellt werden kann. Sprich der Kabelquerschnitt und die Absicherung ausreichend sind. Ansonsten haben Sie den gegenteiligen Effekt!

Sie können Waschmaschine, Spülmaschine und Wasserkocher gleichzeitig betreiben, jedoch nicht an der gleichen Mehrfachsteckdosenleiste. Getrennte Stromkreise wären sinnvoll.

Gruß
C. Lammer

vitopetre

Re: Wie die Wohnung vor "Kabelbränden" schützen?

Beitragvon vitopetre » Mi 22.03.2017 20:34

Erstmal vielen Dank für Ihre Antwort!

Aber könnten Sie mir bitte nochmal erklären, warum eine Mehrfachsteckdose, die eine maximale Belastung von 4000W aushält, einen "gegenteiligen Effekt" herbeiführen kann bzw. was sie damit genau meinen?

Was meine Küche und die gesammelten Geräte darin angeht:
Leider ist die komplette Küche (mit Gasherd) nur durch einen einzigen 16-Ampere FI-Schalter abgesichert. Mit verschiedenen Stromkreisen kann ich also leider nicht dienen.
Wäre es also sinnvoller den Sicherungskasten mit den von Ihnen erwähnten "Fehlerlichtbogen-Sicherungen" ausstatten zu lassen oder aber eine zusätzliche abgesicherte Stromleitung in die Küche ziehen zu lassen oder sollte man am besten gleich beides machen? (Das wird bestimmt ne Rechnung von mehreren tausend Euro...)

Was halten Sie von den Funkschaltern, um die Brandgefahr in meiner Abwesenheit zu verringern?


Nochmal Danke!
Mit freundlichen Grüßen
.................................. vito

clammer
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Re: Wie die Wohnung vor "Kabelbränden" schützen?

Beitragvon clammer » Do 23.03.2017 8:53

Allgemein und vereinfacht dargestellt wird die Elektroinstallation von der Erzeugung bis um Endgerät immer "feiner". In der ortsfesten Installation in Ihrer Wohnung sind die bestimmenden Größen u. a. die Absicherung und der Leitungsquerschnitt. Vereinfacht ausgedrückt ist die Anschlussleistung vom Kabelquerschnitt abhängig. Daher nützt es wenig, eine Mehrfachsteckdose mit einer höheren Anschlussleistung als die betreffende Steckdose zu benutzen. Denn gerade dann kommt es zu einer Erwärmung bzw. Überhitzung der Installation bzw. der Kontaktstellen.

Funksteckdosen sehe ich mit "gemischten Gefühlen", einerseits wird zwar das Geräte vom Netz "getrennt"; anderseits haben Sie aber wieder zusätzliche Kontaktstellen.

Aus der Ferne kann ich Ihnen nur eingeschränkt einen Rat anbieten. Besser helfen kann Ihnen da ein Elektrofachmann vor Ort. Mehr Informationen finden Sie auch hier: http://www.e-check.de/ (Dies soll keine Werbung sein).

Gruß
C. Lammer

vitopetre

Re: Wie die Wohnung vor "Kabelbränden" schützen?

Beitragvon vitopetre » Do 23.03.2017 19:47

Vielen Dank Herr Lammer, jetzt verstehe ich das langsam besser!

:supi: :-) :supi: