Der Brandschutzbeauftragte : Nun mach mal schön ?

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Pruemer

Der Brandschutzbeauftragte : Nun mach mal schön ?

Beitragvon Pruemer » Di 15.07.2003 1:00

Mit der Bestellung des Brandschutzbeauftragten haben wir alles getan, der wird das schon regeln. Möglichst unauffällig und mit geringen Kosten. Zum Beispiel Industrie – oder Verwaltungsgebäude Vorbemerkung:

In der Industrie haben wir oft außerordentliche Brandlasten zusammen mit arbeitstechnischen Vorgängen, die Hitze und damit Aktivierungsenergie erzeugen im tagtäglichen Betrieb auf einem Platz vereinigt. Daher stellen die Industrieanlagen eine außerordentliche Brandgefahr dar, auf die immer ein besonderes Augenmerk ruhte. Und das zahlt sich aus: Aufgrund der hohen Beachtung ist der Anteil von
Industriebränden am gesamten Brandgeschehen sehr gering. Damit gibt es hier auch sehr geringe Personenschäden. Der Sachschaden den solch ein einziger Brand aber erzeugt ist riesig. Daher stellt ein Brand in einer Industrieanlage immer auch ein außerordentlicher Schaden des Volksvermögens dar, den Schadensversicherer aufbringen müssen.

Fast jede 5. Firma, die einen Brandschadensfall hinter sich hat, hat innerhalb der nächsten folgenden Jahre Konkurs anmelden müssen, da sie sich von den Folgen des Brandschadens nicht hat erholen können. Dabei spielte nie das tatsächlich verlorene Material eine Rolle, das meist durch eine Versicherung gedeckt wurde, sondern die Lieferunfähigkeit, unter Umständen über Jahre, hat die Firma buchstäblich vom Markt gefegt. In diese Lieferfähigkeitslücke sind mit Begeisterung Wettbewerber eingesprungen, die natürlich offiziell dieses Unglück des Konkurrenten durchaus bedauert haben und gehofft, daß „so was“ ihnen nicht selbst widerfährt. . Grundsätzlich sollten bei einer produzierenden Firma Lager-, Werkzeug- und Maschinenbereich brandschutztechnisch streng getrennt sein. Eine Maschine ist relativ schnell zu ersetzen, Werkzeuge für die Maschine dagegen haben oft Monate bis zu einem Jahr Lieferzeiten. Werkzeuge und Werkzeugsätze sind das Wertvollste einer produzierenden Firma. Ein abgetrenntes und abgesichertes Lager mit einem gewissen Vorrat kann hier vieles auffangen und eine bedingte Lieferfähigkeit garantieren. Eine 3-Teilung dieser Bereiche zusammen mit einem sogenannten Extended Coverage Versicherungsvertrag mit einer ausgeweiteten Deckung: Streik, innere Unruhe, Hochwasser, Produktionsausfall kann einer Firma im Schadensfall das Überleben sichern. Umgekehrt geben die meisten Schadensversicherungen eine Rabattierung bis 85 %, wenn ein optimierter Brandschutz umgesetzt wurde. Das Ganze ist ein Rechenexempel. Schon eine Sprinkleranlage amortisiert sich in der Regel nach 8 Jahren, denn hier ist ein Rabattsatz bei der Versicherung von bis zu 65 % zu erwarten. Schon ein Betriebsschutz oder gar eine Werkfeuerwehr, die alle 4 Stunden einen Rundgang garantieren, ergeben 2 % Rabatt. Auch eine relativ preisgünstige, nicht aufgeschaltete Brandmeldeanlage ergibt einen Rabatt von 2 % – 5 %.

Gefahren:

Außerordentliche Brandlasten, zusammen mit arbeitstechnischen Vorgängen, die Hitze und damit Aktivierungsenergie erzeugen im tagtäglichen Betrieb auf einem Platz vereinigt Damit eine hohe Brandentstehungsgefahr durch technische Defekte, oder menschliches Fehlverhalten. Für die Feuerwehren schwierig, die großen, oft unübersichtlichen Ausdehnungen von Industrieanlagen, lange Transport und Anm*Zensiert*wege. Aus eigenen Erfahrungen : Ein Entstehungsbrand muß oft erst gesucht werden, wenn das ortskundige Personal nicht perfekt mitarbeitet, einweist, oder keine entsprechenden technischen Brandmeldeanlagen vorhanden sind. In dieser Zeit entwickelt sich ein Brand natürlich weiter. Nach 10 Minuten Brandentwicklungsgeschehen gehen Experten davon aus, ist die Entscheidung ob ein Feuer zu stoppen ist oder nicht , der Feuerwehr schon aus der Hand genommen.

Große Löschwassermengen werden benötigt, die aber kontaminiert auch wieder aufgefangen werden müssen. Das schon das zur Katastrophe führen kann , hat uns Sandoz in Basel trotz Auffangbecken vorgemacht. Moderne Trapezblechhallen stellen ein außerordentliches statisches Problem dar. Erfahrungen zeigen, das nach 15 Minuten mit einem Einsturz zu rechnen ist, schnell und ohne Vorwarnung. Tote Feuerwehrkameraden unter zerschmetterten Feuerwehrfahrzeugen oder Drehleitern gab es schon. Industriebauten stehen oft auf der grünen Weise, weiter weg von Feuerwehrstützpunkten, Nachts oft nur durch einen Hausmeister bewacht. Hoffentlich mit einer Brandmeldeanlage. Das heißt, ein Feuer kann sich außerhalb der Arbeitszeiten unter Umständen lange entwickeln, bis Gegenmaßnahmen getroffen werden können . 10 oder 15 Minuten sind schnell vorbei.

Unter diesen Gesichtspunkten sollte man den Brandschutzbeauftragten nicht als notwendiges Übel sehen, sondern als einen wichtigen Mitarbeiter, der die Stellung am Markt sichert, Arbeitsplätze erhält und am Ende, wenn er geschickt agiert, sogar über Senkung der Versicherungssätze, seine Maßnahmen in kurzer Zeit amortisiert.

Literaturhinweis : „Haustechnik und Brandschutz“,
MK Verlag, Möckmühl, ISBN : 3-9806440-3-0

Gesendet von Bernd Prümer 13.03.2000 19:40:56